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Zuzana
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An einem lauen Sommerabend findet im Park einer deutschen Großstadt eine weltweit erwartete Uraufführung unter freiem Himmel statt. Das multimediale Gesamtkunstwerk stammt von einem Großkomponisten, dem magische Kräfte zugesprochen werden. Er selbst leitet die Aufführung von einem großen Mischpult aus, das auf einem grünen Hügel im Park installiert ist. Umfangreiche Sicherheitsmaßnahmen sind getroffen. Denn eine dadaistische Terrorgruppe hatte mit einem Anschlag gedroht, um gegen die „monopolistische Vormachtstellung” des Großkomponisten zu protestieren, wie sie im Internet kundtat.

Die Uraufführung verläuft ohne Störungen. Doch endet sie mit einem Eklat. Aus unersichtlicher Ursache setzt sich ein Jaguar, der trotz Verbots auf der einzigen Straße der Grünanlage parkt, ohne Fahrer und ohne Motorstart in Bewegung. Ein Mann läuft hinter dem Nobelauto her und hechtet auf das Heck. Der Wagen mit dem externen Passagier durchquert den Park und verschwindet auf der anderen Seite im abendlichen Dunst.

Der Jaguar ist weg. Aber der Hechtspringer wird schlafend in einem Blumenbeet gefunden. Er ist des Autodiebstahls verdächtig. Der Mann heißt Anton Schriller, ist ein Biedermann mit keinerlei Besonderheit und ein geschiedener, musikbegeisterter Frührentner, der seit Langem als Single lebt. Niemand weiß, dass er manchmal gewisse Etablissements aufsucht. Dort hat er sich beim Besuch einer geheimnisvollen Chinesin einen Hirnriss zugezogen - als Folge eines Superorgasmus. Seitdem fällt er gelegentlich in entrückte Zustände mit Gedächtnisverlust. Einen derartigen Aussetzer hatte er, als er auf den anrollenden Jaguar hechtete.

Seine spektakuläre Mitwirkung an dem multimedialen Gesamtkunstwerk macht ihn zum Star. Presse, Fernsehen, Musikmanager und auch der Kulturdezernent wollen von ihm wissen, wie es zur Zusammenarbeit zwischen ihm und dem Großkomponisten gekommen ist, wie der Jaguar abfahren konnte, wie er für den Hechtsprung trainiert hat und ob er wegen seiner hohen Kompetenz in Sachen Multimedialität an Podiumsdiskussionen teilnehmen und als künstlerischer Berater für entsprechende Festivals zur Verfügung stehen kann.

Aber Anton Schriller weist alle zurück: keine Interviews, keine Talkrunden, keine Beraterverträge. Denn um nichts in der Welt will er Fremden gestehen, dass seine Tat mit der geheimnisvollen Chinesin zusammenhängt. Nur zwei alten Freunden, an deren Wertschätzung ihm viel liegt und denen er bisher noch nie imponieren konnte, erzählt er die Wahrheit. Sie sind beeindruckt. Ihr Staunen lindert seinen Minderwertigkeitskomplex. Ihn überkommt ein nie gekannter Gefühlsüberschwang, denn der Hechtsprung, zu dem ihn sein sexbedingter Hirnriss befähigte, scheint ihm den ersehnten Eintritt in die Musikgeschichte zu verschaffen. Hoch gestimmt sucht er die Chinesin auf. Sie begrüßt ihn mit einem „Lächeln, das ewigen Frühling verspricht.”


Hintergrund

Der Autor macht sich über verschrobene Experimente derMusikavantgarde und die Selbstmystifizierung eines ihrer Protagonistenlustig. Er verspottet den superintellektuellen, öffentlich-rechtlichen Kulturredakteur, der diesen Protagonisten für das größte Genie hält:„Er ist der einzige Tonsetzer, der die Stille flüstern lassen kann.” Fernsehjournalisten, die den „Helden” der Uraufführung als Missetäter hinstellen, nur weil er kein Interview geben will, werden verhohnepiepelt. Der Kritikerpapst der maßgeblichen Lokalzeitung wird wegen seines verquasten Schreibstils und seiner überzogenen Supereloge auf das neue Werk vorgeführt.


Natürlich wird auch der Filz in Kultur und Politik auf die Schippe genommen. Der Veranstalter der Uraufführung, ein opportunistischer Manager, macht sich Musikjournalisten gewogen, indem er ihnen bei seinen Veranstaltungen gut bezahlte Aufträge zukommen lässt; der Chef der Sicherheitsfirma, die er für die Uraufführung engagiert, ist der Bruder seiner Frau. Der frühere Sportdezernent musste sein Ressort abgeben, weil es beim Neubau des Fußballstadions zu Unregelmäßigkeiten gekommen war, die ihm denVorwurf der Vetternwirtschaft eintrugen. Dank des kommunalen Klüngels wird er umgehend Kulturdezernent, obwohl er davon keine Ahnung hat und die gesamte Kulturszene gegen seine Ernennung vehement protestiert. DieUraufführung interessiert ihn nur wenig, mehr dagegen der Hechtsprung des „Helden”, von dem er wissen will, welcher Trainer ihn zu dieser sportlichen Leistung ausbildete.





 
   
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